Es ist ein ebenso faszinierendes wie alarmierendes Naturschauspiel: An einem warmen, schwülen Sommertag tauchen sie plötzlich in Scharen auf – fliegende Ameisen. Wenn dieser Schwarm im Garten stattfindet, ist er meist harmlos. Doch wenn hunderte dieser Insekten aus Rissen im Mauerwerk, aus Fensterrahmen oder von Fußleisten im Inneren des Hauses quellen, ist das ein ernstes Warnsignal.
Dieses Phänomen ist mehr als nur eine vorübergehende Plage. Es ist ein klares Indiz dafür, dass sich ein etabliertes Ameisennest in der Bausubstanz Ihres Hauses befindet. In diesem Fall ist schnelles und vor allem richtiges Handeln gefragt, denn einige Ameisenarten können erhebliche Schäden an Holz und Dämmung verursachen.
Das Wichtigste in Kürze
- Keine eigene Art: Fliegende Ameisen sind keine spezielle Spezies, sondern die geschlechtsreifen Jungköniginnen und Männchen eines bestehenden Ameisenvolkes, die zum Paarungsflug (Hochzeitsflug) ausschwärmen.
- Ein klares Warnsignal: Ein massiver Schwarm fliegender Ameisen, der aus der Gebäudestruktur kommt, beweist, dass sich ein reifes und großes Ameisennest im oder am Haus befindet.
- Gefahr für die Bausubstanz: Das größte Risiko geht von holzzerstörenden Ameisenarten wie der Rossameise aus. Diese können tragende Holzbalken, Dachstühle oder Dämmmaterialien aushöhlen und so die Statik des Gebäudes gefährden.
- Professionelle Hilfe ist meist unumgänglich: Ein Ameisennest im Mauerwerk lässt sich mit Hausmitteln in der Regel nicht erfolgreich bekämpfen. Nur ein professioneller Schädlingsbekämpfer kann das Nest sicher lokalisieren und die Kolonie samt Königin beseitigen.
Was sind fliegende Ameisen überhaupt? – Der Hochzeitsflug
Zunächst zur Beruhigung: Fliegende Ameisen sind an sich nichts Ungewöhnliches. Es handelt sich dabei um das natürliche Fortpflanzungsritual reifer Ameisenkolonien. An wenigen Tagen im Jahr, meist bei warmem und feuchtem Wetter, schwärmen die geflügelten Männchen und die Jungköniginnen massenhaft aus, um sich in der Luft zu paaren. Nach diesem „Hochzeitsflug“ sterben die Männchen, und die befruchteten Königinnen werfen ihre Flügel ab, um einen geeigneten Ort für die Gründung einer neuen Kolonie zu suchen.
Der entscheidende Unterschied ist der Ort des Geschehens. Sehen Sie vereinzelte fliegende Ameisen im Garten oder hat sich eine ins Haus verirrt, ist das völlig normal. Sehen Sie jedoch hunderte Tiere, die aktiv aus einem Riss in der Wand oder einer Fuge im Boden kriechen, bedeutet das, dass das Mutternest direkt in Ihrer unmittelbaren Nähe – also in der Bausubstanz – liegt.
Das eigentliche Problem: Ein Ameisennest in der Gebäudestruktur
Ameisen sind Überlebenskünstler und suchen für ihre Nester geschützte, trockene und warme Orte mit Zugang zu Nahrungs- und Wasserquellen. Die Hohlräume in einem Haus bieten dafür ideale Bedingungen. Sie gelangen durch kleinste Risse in der Fassade, undichte Fensteranschlüsse oder entlang von Versorgungsleitungen ins Innere.
Beliebte Nistplätze sind:
- Dämmmaterialien: Styropor, Glas- oder Steinwolle werden von den Ameisen zerbissen und ausgehöhlt, um Gänge und Kammern für ihr Nest zu schaffen. Dies zerstört die Dämmwirkung und kann zu Feuchtigkeitsproblemen führen.
- Hohlräume: Bereiche unter dem Estrich, in abgehängten Decken oder in Leichtbauwänden sind ideale, ungestörte Orte.
- Feuchtes oder morsches Holz: Besonders gefährlich wird es, wenn sich die Ameisen in Holzelementen des Hauses einnisten.
Die Gefahr: Holzzerstörende Ameisenarten
Während die meisten Gartenameisen im Haus primär Lästlinge sind, die auf Nahrungssuche gehen, gibt es Arten, die zu den Materialschädlingen zählen. Die bekannteste und gefährlichste Vertreterin in unseren Breiten ist die Rossameise (Camponotus). Sie frisst das Holz nicht wie eine Termite, sondern nagt und höhlt es aus, um ihre Nester anzulegen. Bevorzugt wird dabei feuchtes, bereits durch Pilze vorgeschädigtes Holz, doch bei fortschreitendem Befall kann auch gesundes, trockenes Holz betroffen sein. Über Jahre hinweg können so tragende Balken im Dachstuhl, Fachwerk oder in Deckenkonstruktionen so stark geschädigt werden, dass die Stabilität des Gebäudes gefährdet ist.
Erste Schritte und was Sie NICHT tun sollten
Wenn Sie einen Schwarm im Haus entdecken, können Sie folgende erste Maßnahmen ergreifen:
- Den Schwarm beseitigen: Der schnellste und effektivste Weg, die fliegenden Tiere zu entfernen, ist ein Staubsauger. Saugen Sie den Schwarm auf und entsorgen Sie den Staubsaugerbeutel umgehend verschlossen im Freien.
- Austrittsstelle lokalisieren: Beobachten Sie genau, aus welchem Riss oder welcher Fuge die Ameisen kommen. Diese Information ist für einen späteren Experten entscheidend.
Was Sie unbedingt vermeiden sollten:
- Löcher nicht verschließen! Die größte Fehlreaktion ist, die Austrittsöffnung in Panik mit Silikon oder Spachtelmasse zu verschließen. Das Nest im Inneren bleibt aktiv, und die Ameisen werden sich einen neuen, oft noch unzugänglicheren Weg suchen. Das Problem wird dadurch nur verlagert und verschlimmert.
- Kein ungezielteter Einsatz von Insektensprays: Handelsübliche Sprays töten zwar die sichtbaren Ameisen, erreichen aber niemals die Königin und den Großteil der Kolonie tief im Mauerwerk. Der Befall wird nach kurzer Zeit wieder aufflammen.
Warum professionelle Hilfe meist unumgänglich ist
Ein Ameisennest in der Bausubstanz ist kein Fall für den Heimwerker. Die Bekämpfung erfordert Fachwissen und spezielle Methoden.
- Artbestimmung: Ein Profi kann die Ameisenart exakt bestimmen. Nur so lässt sich das Gefahrenpotenzial (z.B. Rossameise) korrekt einschätzen und die richtige Bekämpfungsmethode wählen.
- Nestlokalisierung: Der schwierigste Teil ist, das Hauptnest zu finden. Schädlingsbekämpfer nutzen dafür ihre Erfahrung und teils auch technische Hilfsmittel, um den Eingriff so minimalinvasiv wie möglich zu halten.
- Nachhaltige Bekämpfung: Anstatt nur zu sprühen, arbeiten Profis mit speziellen Ködergelen oder Fraßködern. Diese werden von den Arbeiterinnen aufgenommen und ins Nest zur Königin transportiert, wodurch die gesamte Kolonie von innen heraus beseitigt wird.
- Ursachenanalyse: Ein seriöser Fachbetrieb wird Sie auch auf die Ursachen des Befalls hinweisen, z.B. bauliche Mängel oder Feuchtigkeitsprobleme, die behoben werden sollten.
Fazit
Ein Schwarm fliegender Ameisen aus dem eigenen Mauerwerk ist mehr als nur eine kurzfristige Belästigung – es ist das sichtbare Symptom eines versteckten und potenziell gefährlichen Problems. Angesichts des Risikos von Schäden an der Bausubstanz, insbesondere durch holzzerstörende Arten, ist Zögern der falsche Ratgeber. Kontaktieren Sie einen qualifizierten Schädlingsbekämpfer, um die Situation beurteilen zu lassen. Schnelles und professionelles Handeln ist der beste Schutz für den Wert Ihrer Immobilie.

