Fliesen streichen klingt nach einer schnellen Lösung, um alten Räumen neuen Glanz zu verleihen. Doch was auf den ersten Blick praktisch wirkt, hat seine Tücken. Wer langfristig denkt und sich über die Nachteile informiert, kann spätere Enttäuschungen vermeiden.
Das Wichtigste in Kürze
- Gestrichene Fliesen sind anfälliger für Schäden. Der Lack kann bei Feuchtigkeit, Hitze oder Belastung schneller abplatzen oder sich verfärben.
- Hoher Vorbereitungsaufwand. Ohne gründliche Reinigung und Grundierung hält der Anstrich oft nicht lange.
- Optisch oft nur eine Übergangslösung. Auch bei sorgfältiger Arbeit ist das Ergebnis nicht mit echten, neuen Fliesen vergleichbar.
Warum überhaupt Fliesen streichen?
Fliesen streichen spart Geld und vermeidet Schmutz. Kein Abschlagen, kein Neuverlegen, kein Baulärm. Besonders in Mietwohnungen oder bei Renovierungen im kleinen Rahmen wirkt der Anstrich wie ein genialer Trick.
Doch genau hier liegt das Problem: Der Anstrich sieht nur auf den ersten Blick überzeugend aus. Die langfristige Nutzung stellt die Beschichtung vor große Herausforderungen.
Wie haltbar ist ein Fliesenanstrich wirklich?
Gestrichene Fliesen sind weniger robust als herkömmliche. Lackierte Oberflächen reagieren empfindlicher auf Stöße, Kratzer oder Reinigungsmittel. Gerade in viel genutzten Räumen wie Bad oder Küche sind Belastungen an der Tagesordnung.
Ein einfaches Beispiel: Ein heruntergefallener Shampoo-Flakon im Bad kann auf gestrichenen Fliesen unschöne Abplatzungen hinterlassen – etwas, das bei echten Keramikfliesen selten passiert.
Welche Nachteile entstehen bei Feuchtigkeit?
Feuchtigkeit ist einer der größten Feinde von Fliesenlack. In der Dusche, im Bad oder im Küchenbereich kann sich Wasser unter die Lackschicht schleichen. Die Folge?
- Blasenbildung
- Ablösung
- Mögliche Schimmelbildung
Vor allem bei Fugen ist Vorsicht geboten. Werden diese nicht sauber vorbereitet oder versiegelt, wirkt der Anstrich nur kurzfristig – sobald der Lack dort bricht, ist die gesamte Fläche gefährdet.
Welche Probleme bringt der hohe Aufwand mit sich?
Das Streichen von Fliesen ist kein schneller Wochenendjob. Die Oberfläche muss fettfrei, sauber und angeraut sein. Schleifen, grundieren, mehrfach streichen, trocknen – das alles dauert.
Zudem ist eine gute Belüftung erforderlich, da viele Fliesenlacke Lösungsmittel enthalten. In geschlossenen Räumen kann das gesundheitlich belastend sein, vor allem für Kinder oder empfindliche Personen.
Wer diesen Aufwand unterschätzt, riskiert ein Ergebnis, das nicht hält. Und dann muss am Ende doch alles runter.
Gibt es ästhetische Nachteile?
Ein gestrichener Fliesenspiegel wirkt oft stumpfer und weniger lebendig als eine neu geflieste Wand. Die Oberfläche fühlt sich „beschichtet“ an, glänzt unnatürlich oder wirkt fleckig, wenn nicht perfekt gearbeitet wurde.
Farbverläufe, Maserungen oder Reliefs – alles, was echte Fliesen auszeichnet – geht durch das Überstreichen verloren. Wer also Wert auf Details legt, wird mit dem Ergebnis womöglich nicht zufrieden sein.

Welche Einschränkungen bestehen bei der Farbwahl?
Fliesenlacke gibt es nicht in allen erdenklichen Farben. Die Auswahl ist begrenzt, und viele Töne wirken in der Fläche anders als erwartet. Besonders helle Farben können durchscheinen, dunkle Töne wirken schnell erdrückend.
Auch UV-Beständigkeit ist ein Thema. In lichtdurchfluteten Räumen kann der Anstrich mit der Zeit vergilben oder ausbleichen.
Wie nachhaltig ist das Ganze?
Ein frisch gestrichener Fliesenspiegel wirkt zunächst wie eine umweltfreundliche Lösung. Alte Fliesen müssen nicht entsorgt werden und dadurch entsteht kaum Bauschutt.
Doch langfristig betrachtet ist die Haltbarkeit begrenzt. Der Lack muss irgendwann entfernt oder überarbeitet werden – und das ist alles andere als nachhaltig. Viele Lacke enthalten zudem Lösungsmittel, die in die Raumluft gelangen und später als Sondermüll entsorgt werden müssen. Wer also auf Dauer plant, sollte auch an die ökologischen Folgen denken.
Wann lohnt sich das Fliesenstreichen trotzdem?
Trotz aller Nachteile gibt es Situationen, in denen das Streichen eine sinnvolle Zwischenlösung sein kann:
- In Mietwohnungen, wo keine großen Umbauten erlaubt sind.
- Bei begrenztem Budget für eine schnelle optische Aufwertung.
- Als Übergangslösung vor einer späteren Renovierung.
Aber: In stark beanspruchten Bereichen wie der Dusche, oder bei stark belasteten Bodenflächen, sollte man zweimal überlegen.
Gibt es Alternativen zum Fliesenstreichen?
Ja – und oft lohnen sie sich mehr. Zum Beispiel:
- Fliesenfolie: Haftet direkt auf den alten Fliesen, ist rückstandsfrei abziehbar und benötigt keine Trocknungszeit.
- Wandverkleidungen aus PVC oder Holz: Besonders im Bad beliebt, da sie wasserresistent und einfach zu montieren sind.
- Neue Fliesen auf alten Fliesen: Mit spezieller Haftgrundierung möglich – langlebiger und professioneller als jeder Lack.
💡 Wussten Sie, dass…?
- Fliesenlack oft hitzeempfindlich ist? Bereits Temperaturen über 60 °C – etwa durch heiße Kochtöpfe oder Föhnluft – können die Beschichtung beschädigen.
- Ein falscher Reiniger den Lack angreifen kann? Viele herkömmliche Badreiniger enthalten Säuren oder Lösungsmittel, die gestrichene Fliesen porös machen oder verfärben.
- Die Rutschhemmung verloren gehen kann? Gerade bei Bodenfliesen verändert sich die Oberfläche nach dem Streichen. Das kann auf nassen Flächen zur echten Gefahrenquelle werden.
Fazit: Augen auf bei Farbwahl und Fläche
Fliesen zu streichen kann funktionieren, wenn man weiß, worauf man sich einlässt. Die Nachteile betreffen vor allem die Haltbarkeit, die Optik und die aufwändige Vorbereitung. Besonders in Nassräumen oder bei stark beanspruchten Böden stoßen Fliesenlacke schnell an ihre Grenzen.
Wer dagegen eine temporäre Lösung für Wände oder wenig beanspruchte Flächen sucht, kann mit etwas Geschick gute Ergebnisse erzielen. Langfristig lohnt sich jedoch meist eine andere Lösung – sei es neue Fliesen, kreative Wandverkleidungen oder moderne Alternativen wie Fliesenfolie.