Wie jeder Baufachmann weiß, kann Bauen ein teures und zeitraubendes Unterfangen sein. Verzögerungen sind fast häufiger als pünktliche Fertigstellung. Glücklicherweise gibt es eine Lösung, die die Bauzeit verkürzt und viele weitere Vorteile bietet: die Modulbauweise.
Modulares Bauen ist kein völlig neues Konzept. Es geht auf die Bewegung des „Neuen Bauens“ in den 1920er Jahren zurück, die von Architekten wie Le Corbusier, Gropius und Mies van der Rohe vorangetrieben wurde und auch heute noch auf großes Interesse stößt.
Was man sich darunter vorstellen kann und wo die Vor & -Nachteile des modularen Bauens liegen, zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag!
Was ist modulares Bauen?
Modulares Bauen beschreibt eine Bauweise, bei der seriell hergestellte Raummodule nach dem Baukastenprinzip zu einem Gebäude zusammengefügt werden. Jedes dieser Module stellt einen fertigen Raum mit vier Wänden, Decke und Boden dar, der in der Regel bereits mit Fenstern, Türen, Bodenbelägen und Installationen ausgestattet ist.
Im Gegensatz zu Massivhäusern, die direkt auf dem Baugrundstück errichtet werden, werden Modulhäuser industriell im Werk gefertigt und als vormontierte Wohneinheit per Tieflader zur Baustelle transportiert. Dort werden die einzelnen Raummodule je nach Wunsch nebeneinander, übereinander oder hintereinander aufgestellt und anschließend miteinander verbunden und angeschlossen.
Die Bauvorschriften und -standards sind die gleichen wie für Fertighäuser und Massivhäuser. So ist zum Beispiel eine Baugenehmigung Pflicht, wenn man sich für die Modulbauweise entscheidet. Nach der Fertigstellung sind Modulhäuser nicht mehr von konventionell gebauten Gebäuden zu unterscheiden.
Die Idee des modularen Bauens, oft auch als „serielles Bauen“ bezeichnet, ist keineswegs neu. Bereits in den 1920er Jahren prägten die Künstler und Architekten des Bauhauses den Trend zum modularen Bauen. Die Vorteile dieser Bauweise – vor allem Kosten- und Zeitersparnis – liegen auch rund hundert Jahre später auf der Hand, so das Immobilienmagazin DieImmobilie.de
Doch obwohl die seriell gefertigten Modulhäuser in Zeiten steigender Baukosten immer beliebter werden, hat das Konzept nach wie vor mit einem Imageproblem zu kämpfen. Kritiker bemängeln vor allem, dass die Architektur der seriell gefertigten Häuser zu uniform sei und keinen Raum für Individualität lasse. Dabei hat die geradlinige Formensprache heute nichts mehr mit negativ besetzten Begriffen wie Plattenbau und Betonwüste zu tun. Vielmehr erfüllen Modulbauten längst die Kriterien und Anforderungen einer modernen und nachhaltigen Architektur.
Vorteile des modularen Bauens
Die Modulbauweise bietet gegenüber der konventionellen Herstellung von Bauteilen eine Reihe von Vorteilen. Insbesondere Planer, Architekten und (öffentliche) Bauherren können vom modularen Bauen profitieren.
Zu den wichtigsten Vorteilen zählen
- Bauvorhaben können schneller bearbeitet, realisiert und fertiggestellt werden, weil
Bestimmte Bauabläufe können standardisiert werden (aufgrund der ähnlichen Bauweise).
Eventuelle Baumängel müssen nicht von einzelnen Gewerken beseitigt werden.
→ Zeitersparnis bei der Ausführung.
→ Neue Wohnungen können schneller vermietet oder verkauft werden.
→ Weniger Belästigung der Anwohner durch Baustellenlärm und -schmutz. - Modulares Bauen kann umweltfreundlicher und nachhaltiger sein als andere Bauweisen: Da der gesamte Bauprozess kürzer ist, müssen z.B. Maschinen und Anlagen, z.B. für die Baustellenbeleuchtung, kürzer betrieben werden.
→ Das spart Treibstoff, Strom und andere Ressourcen. - Am Prototyp eines Raummoduls testet der Hersteller alle Funktionen und Materialien. In der Serienproduktion werden sie dann weiter optimiert.
→ Der Hersteller kann eine gleichbleibende Qualität garantieren. - Öffentliche Verwaltungen und andere Bauherren werden entlastet, da der administrative Aufwand (Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung, Bauabnahme etc.) deutlich reduziert wird.
- Die Baustoffe sind vor Witterungseinflüssen geschützt, da sie meist in einer überdachten Halle hergestellt werden.
- Darüber hinaus können Containerbauweise, Holzmodulbauweise etc. nicht nur bei Neubauten eingesetzt werden. Es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen die Modulbauweise zur Erweiterung bestehender Gebäude, z.B. durch Aufstockung, eingesetzt wird. So kann beispielsweise in Innenstädten, wo Wohnraum knapp und die Nachfrage groß ist, neuer Wohnraum geschaffen werden.
Nachteile
Obwohl die heutige Technik eine hohe Flexibilität in der Modulbauweise ermöglicht, sind ihr auch Grenzen gesetzt. Nicht jeder Entwurf kann in dieser Bauweise umgesetzt werden, da die Module in der Regel kubisch sind. Auch die Abmessungen sind begrenzt, da die Module auf Lastwagen transportiert werden müssen. Die maximale Stapelung liegt bei etwa sechs Vollgeschossen.
Da die Raummodule als in sich geschlossene Einheiten nebeneinander oder übereinander aufgestellt werden, kommt es zu einer Verdoppelung der Innenwände bzw. der Deckenkonstruktion, was zu einer höheren Bruttogeschossfläche ohne entsprechenden Wohnraumgewinn führt. Mit Höhenunterschieden auf dem Grundstück kann die konventionelle Bauweise besser umgehen, da die Module nahtlos aneinander anschließen müssen. Um größere stützenfreie Räume zu schaffen, muss die Modulbauweise zudem mit konventionell gefertigten Bauteilen kombiniert werden.
Was für einen Einfluss hat modulares Bauen auf die Gesellschaft?
Ein Blick auf den Wohnungsmarkt zeigt: Trotz Bauboom gibt es zu wenig Wohnungen. Im Jahr 2020 werden so viele Wohnungen fertiggestellt wie seit fast 20 Jahren nicht mehr. Die traurige Nachricht: Das reicht nicht. Bis 2025 müssten fast 1,5 Millionen Wohnungen gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Vor allem in den Großstädten fehlt es an bezahlbarem Wohnraum und Sozialwohnungen. Modulare Gebäude können hier Abhilfe schaffen. Auch wenn die eigentlichen Investitionskosten nicht unbedingt geringer sind als bei konventioneller Bauweise, spielt bei so großen Projekten wie Mehrfamilienhäusern oder Sozialwohnungen vor allem die Zeit eine große Rolle. Durch die Vorfertigung unter gleichbleibenden Bedingungen können die Wohneinheiten wesentlich schneller fertiggestellt und an Ort und Stelle einfach montiert werden.
Neben dem Wohnungsbau kann auch der Bau von öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Kindertagesstätten, Krankenhäusern oder Pflegeheimen effizienter gestaltet werden. Bauarbeiten an öffentlichen Gebäuden stellen die Betreiber vor große Herausforderungen: Patienten und Bewohner müssen gegebenenfalls verlegt oder umgesiedelt werden, Kinder müssen auf umliegende Kindergärten verteilt werden und im schlimmsten Fall müssen Gebäude auf unbestimmte Zeit geschlossen werden. Auch wenn dies nicht eintritt, stellt der Lärm bei konventioneller Bauweise eine große Belastung vor Ort dar.
Durch die Modulfertigung in der Produktionshalle entfallen all diese Störfaktoren und Hindernisse, Erweiterungen können entsprechend flexibel vorgenommen werden und auch Sanierungsarbeiten werden vereinfacht: Jedes Modul eines gesamten Gebäudes kann in der Produktionshalle repariert oder neu erstellt werden. Die Arbeiten vor Ort beschränken sich dann auf den Austausch einzelner Teile.
Fazit: Lohnt sich modulares Bauen?
Modulares Bauen hat ein großes Zukunftspotenzial: Es spart Zeit, Planungsaufwand und damit Kosten. Insbesondere aufgrund der immer knapper werdenden Bauflächen bei gleichzeitig steigendem Wohnraumbedarf bietet das modulare Bauen einige Vorteile gegenüber anderen Bauweisen. Auch die Digitalisierung und Automatisierung birgt einige Vorteile für die Modulbauweise 4.0.
Zwar gibt es noch bürokratische Hürden, etwa bei Baugenehmigungen, Stellplatzverordnungen oder der Verwendung von Holz als Baustoff bei der Aufstockung bestehender Gebäude. Dem soll jedoch entgegengewirkt werden, zum Beispiel durch eine entsprechende Typengenehmigung. Diese soll nun flächendeckend in allen Bundesländern eingeführt werden, damit die Modulbauweise stärker genutzt wird. Dadurch wird die Modulbauweise preislich attraktiver, was wiederum zu einer stärkeren Marktdurchdringung führt.
Wir bleiben auf jeden Fall gespannt, wo die Reise hingeht.